Ein einzigartiges Verzinsungsmodell in Liechtenstein

LLB Vorsorgestiftung führt neues Verzinsungsmodell gemäss Deckungsgrad ein. Mehr dazu weiss Eduard Zorc, Präsident des Stiftungsrates, und Bruno Matt, Geschäftsführer der LLB Vorsorgestiftung für Liechtenstein.

Die LLB Vorsorgestiftung hat 2024 verschiedene Änderungen umgesetzt. Was haben sie konkret angepasst? 

Eduard Zorc: Aufgrund der Entwicklungen in jüngster Vergangenheit hat sich der Stiftungsrat an mehreren Workshops intensiv mit der Weiterentwicklung unseres Vorsorgemodells befasst. Die wichtigsten Ergebnisse sind die Einführung einer deckungsgradabhängigen Verzinsung, die Optimierung unserer beiden Anlagestrategien sowie die verstärkte Investition in direkt gehaltene Immobilien in Liechtenstein. 

Was bedeutet eine «deckungsgradabhängige Verzinsung»? 

Bruno Matt: Die Verzinsung der Altersguthaben orientiert sich dabei an der erwirtschafteten Jahresperformance und am Deckungsgrad des einzelnen Anschlusses. Befindet sich ein Anschluss in einer Überdeckung, geben wir einen grösseren Anteil der Erträge in Form einer höheren Verzinsung direkt an unsere Versicherten weiter. Liegt der Deckungsgrad des Anschlusses hingegen unter 100 Prozent, wird die Verzinsung zugunsten einer Erhöhung des Deckungsgrads reduziert,  um die langfristige Stabilität zu sichern.

Eduard Zorc: Das Besondere an diesem Modell ist die direkte Verbindung zwischen der finanziellen Gesundheit des Anschlusses und den Leistungen für die Versicherten. Dadurch schaffen wir Transparenz und fördern eine faire Verteilung von Chancen und Risiken.

Warum haben Sie sich für dieses Modell entschieden? Was sind die Vorteile?

Eduard Zorc: Da bei der LLB Vorsorgestiftung jeder angeschlossene Betrieb individuell versichert ist und dementsprechend einen individuellen Deckungsgrad hat, hat ein starres Verzinsungsmodell in der Vergangenheit insbesondere für die Versicherten nicht immer optimale Ergebnisse geliefert. Entweder wurde in guten Zeiten nicht ausreichend an die Versicherten weitergegeben während in schlechten Zeiten der Deckungsgrad unter Druck geriet. Dieser Thematik hat sich der Stiftungsrat angenommen und auf Ende des letzten Jahres das neue Modell auf den Weg gebracht. 

Mit der deckungsgradabhängigen Verzinsung bieten wir ein Gleichgewicht: Unsere Versicherten profitieren direkt in guten Phasen, und in schwierigeren Zeiten schützen wir durch eine Anpassung der Verzinsung die finanzielle Stabilität des Anschlusses. Zudem stärkt das Modell das Vertrauen, da es transparent ist und wir offen kommunizieren, wie die Verzinsung zustande kommt.

Wie sieht das konkret in der Praxis aus? Können Sie ein Beispiel nennen?

Bruno Matt: Nehmen wir an, der Deckungsgrad des Anschlusses liegt bei 106 Prozent und die Anlagerendite liegt bei 10 Prozent. In diesem Fall würden wir die Altersguthaben mit 5,5 Prozent verzinsen. Wenn der Deckungsgrad hingegen bei weniger als 100 Prozent liegt, würde eine konservativere Verzinsung von 2,5 Prozent zur Anwendung kommen. Die dadurch eingesparten Mittel kommen im zweiten Fall direkt und vollumfänglich der Verstärkung des individuellen Deckungsgrads zugute.

Was bedeutet das im besten und im schlechtesten Fall für das vergangene Jahr? 

Bruno Matt: Vorsorgewerke mit einem Deckungsgrad unter 95 Prozent und der Strategie «Konservativ» erhalten eine Verzinsung von 1,5 Prozent. Vorsorgewerke mit einem Deckungsgrad von 110 Prozent oder mehr profitieren von einer Verzinsung von 6,75 Prozent, wobei das Maximum bei bei 7 Prozent liegt. Diese sehr gute Verzinsung bei hohen Deckungsgraden ergibt sich aufgrund der sehr positiven Anlagerendite von über 9% im Jahr 2024.

Wichtig ist, dass die Versicherten wissen, dass diese Anpassungen immer mit Blick auf eine langfristige Sicherheit und Nachhaltigkeit erfolgen.

Im Vergleich zum alten Modell legen wir nun zuerst den Ausschüttungsbetrag für jedes Vorsorgewerk basierend auf dem Jahresergebnis fest. Anschliessend wird dieser Betrag aufgeteilt – einerseits für die Verzinsung der Altersguthaben, andererseits für die Zuweisung an die Reserven bzw. zur Stärkung des Deckungsgrades. 

Wie reagieren Ihre Versicherten auf dieses Modell? Gerade 2023 gab es Kritik an der LLB Vorsorgestiftung, dass die Verzinsung der Altersguthaben schwach ausfiel.

Eduard Zorc: Die bisherigen Reaktionen sind positiv, nicht zuletzt dank des sehr erfolgreichen Anlagejahres 2024. Die Versicherten schätzen es, dass wir sie aktiv an der Entwicklung der Kasse teilhaben lassen. 

Natürlich gab es in Phasen niedriger Verzinsung, insbesondere nach dem Jahr 2022, auch kritische Stimmen – auch wir konnten uns den negativen Markttrends nicht entziehen. Diese haben wir sehr ernst genommen und entsprechend reagiert. 

Wir haben im vergangenen Jahr sehr viel Kundengespräche geführt, um zu erklären, warum die Anpassungen erfolgt sind und wie sowohl die Versicherten als auch die Anschlüsse langfristig davon profitieren. In der Regel erkennen die meisten den Mehrwert dieses Modells, insbesondere im Vergleich zu weniger flexiblen Ansätzen.

Sie haben Eingangs ein Update der Anlagestrategien erwähnt.

Eduard Zorc: Wir haben unsere beiden Anlagestrategien «Konservativ» und «Dynamisch» Ende 2023 einem vertieften Review unterzogen und per 1. Januar 2024 angepasst. Wir haben erfreut festgestellt, dass sich das in sehr ansprechenden Jahresrenditen 2024 niedergeschlagen hat, wovon unsere Kunden profitieren. 

Ein weiterer Bereich ist die Einführung eines konsolidierten Gemeinschaftsvorsorgewerkes für kleinere Anschlüsse. Unser Ziel ist eine sehr schlanke Administration, die weitestgehend online verwaltet wird und den Aufwand für den Kunden minimal hält.

Wie sehen Sie sich im Vergleich zu anderen Pensionskassen? Gibt es Nachahmer oder Wettbewerbsvorteile?

Eduard Zorc: In Liechtenstein sind wir die einzige Pensionskasse, die grössere Anschlüsse mit einem individuellen Rechnungskreis führt und gleichzeitig für kleinere Anschlüsse eine einfache und schlanke Gemeinschaftslösung anbietet. Wir vereinen zwei Welten in einer Stiftung.

Zudem kann der Anschluss bei uns zwischen zwei Anlagedepots mit unterschiedlichem Risikoprofil auswählen. Ein Wechsel ist dabei jährlich möglich. So kann der Anschluss entscheiden, wie er sein Kapital investiert haben möchte. In der Schweiz bieten einige Pensionskassen ähnliche Modelle an, was zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Grossteil der Sammelstiftungen bietet jedoch nach wie vor eine für alle Anschlüsse einheitliche Lösung an.

Haben Sie schon weitere Ideen in der Pipeline?

Bruno Matt: Wir arbeiten derzeit am Ausbau unserer digitalen Plattformen. Dabei legen wir den Fokus auf Effizienzsteigerung und Vereinfachung. Unser Ziel ist es, dass einfache Geschäftsvorfälle, z.B. eine Eintrittsmeldung, künftig autonom verarbeitet wird. Oder auch der Einkauf eines Versicherten auf sein Alterskonto wird dann ohne unser Zutun möglich sein. 

Zudem wollen wir unsere Kommunikationswege weiter optimieren, um noch schneller und transparenter auf die Anliegen unserer Versicherten einzugehen. Unser Ziel bleibt es, eine Pensionskasse zu sein, die Sicherheit, Dynamik und Innovation miteinander verbindet.

Weiter sind wir daran unser direkt gehaltenes Immobilienportfolio mit interessanten und spannenden Projekten in Liechtenstein laufend zu erweitern.

Portrait Eduard Zorc und Bruno Matt
Eduard Zorc, Präsident des Stiftungsrates (links) und Bruno Matt, Geschäftsführer der LLB Vorsorgestiftung für Liechtenstein (rechts)