Illiquide Anlagen en vogue

Beschränkt oder sogar nicht handelbare Anlagen wie klassisches Private Equity, Infrastrukturinvestitionen und direkt gehaltene Immobilienanlagen werden in den Medien immer prominenter.

Die steigende Popularität solcher Anlagen ist auf die Kombination von Anlagenotstand und die von Anbietern ansprechende Renditeerwartung bei gleichzeitig tiefer Volatilität zurückzuführen. Im Vergleich zu leicht handelbaren Anlagekategorien liefern illiquide Anlagen im Durchschnitt und empirisch eine Mehrrendite. Was das Ausmass dieser Prämie anbelangt, gehen die Analysen weit auseinander. Die gepriesene tiefe Volatilität ist insbesondere auf die Illiquidität zurückzuführen. Beispielsweise werden Liegenschaften für Steuerzwecke typischerweise für eine längere Periode geschätzt. Dieser ermittelte Wert wird dann Jahr für Jahr bis zur nächsten Schätzung in der Steuererklärung deklariert. Die Schwankung beträgt also null. Tatsächlich schwankt die Immobilie aber ständig in Abhängigkeit des Zinsniveaus, der Einkommensentwicklung und anderer Faktoren. Ähnlich verhält es sich bei anderen illiquiden Finanzanlagen, die nur quartalsweise oder jährlich und – mangels Verfügbarkeit – möglicherweise mit nicht vollständig aktuellen Daten bewertet werden. Die Volatilität erweist sich als vermeintlich tief, sobald aufgrund von unvorhergesehenen Veränderungen die Anlage zeitnah verkauft werden muss. In diesem Fall ist bei illiquiden Anlagen mit einem Abschlag zu rechnen. Von der anfänglich tiefen Volatilität auf eine risikoarme Anlage zu schliessen, könnte sich als Trugschluss erweisen. Illiquide Anlagen können in einem reduzierten Ausmass und bei grösseren Vermögen Sinn machen. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass nicht jede illiquide Anlage am Ende des Tages eine Mehrrendite in Form einer Illiquiditätsprämie garantiert und demnach mindestens auch eine breite Diversifikation in diesem Segment erfordert.

Portrait Rene Hensel
René Hensel, Senior Portfoliomanager, LLB Asset Management AG, Vaduz.

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