Die Europäische Zentralbank (EZB) geht kein Risiko ein …
… und setzt damit doch alles aufs Spiel. Die Phase des konjunkturellen Aufschwungs in den USA hat im zweiten Quartal 2009 begonnen und hält damit bereits 37 Quartale an. Es ist nicht die Frage, ob dieser Aufschwung ein Ende finden wird, sondern wann.
Die USA werden ein wichtiger Handelspartner für Europa bleiben. Daran wird auch eine Verringerung des Handelsbilanzdefizits der USA nichts ändern. Damit geht eine Abschwächung der US-Konjunktur nicht spurlos am europäischen Wirtschaftswachstum vorbei. Die staatlichen Konjunkturimpulse der USA laufen 2019 aus. Danach nimmt das Risiko eines konjunkturellen Abschwungs auch ohne einen sich verschärfenden Handelskrieg zu. Folgt man der Taylor-Regel, ist die Geldpolitik in den USA, der Eurozone und der Schweiz zu expansiv. Von daher wäre Raum für mehrere Zinserhöhungen. Auch das Fed strafft die Geldpolitik bereits. Die EZB wird die Wertpapierkäufe mit Ende des Jahres einstellen. Die Zinsen will sie jedoch frühestens im zweiten Halbjahr 2019 anheben. Geht man nicht von grossen Zinserhöhungen von 50 Basispunkten oder mehr pro Sitzung aus, droht eine unschöne Situation: Die Wirtschaft könnte beginnen, sich bereits abzuschwächen bevor die EZB einen neuen Zinssenkungsspielraum aufgebaut hat. Eine Eskalation des Handelskriegs würde das noch akzentuieren. Bei diesem Szenario droht eine Rezession schon deutlich früher. Durch ihre zögerliche Haltung riskiert die EZB, in der nächsten Rezession kaum Handlungsspielraum zu haben.

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