Ansteckungsgefahr durch die Türkei?

Die türkische Lira steht aufgrund des Streits zwischen den USA und der Türkei weiter unter Druck. Die Krise zieht inzwischen ihre Kreise: Investoren ziehen sich nicht nur aus der Türkei, sondern auch aus anderen Schwellenländern zurück.

Der Streit zwischen der Türkei und den USA eskaliert weiter. Das hat schwerwiegende Konsequenzen für andere Schwellenländer. So belastet die Krise Währungen wie den südafrikanischen Rand, den brasilianischen Real und den russischen Rubel erheblich. Am schlimmsten aber traf es bislang Indien.

Auch an den Finanzmärkten hinterlässt die Lira-Krise deutliche Spuren. Neben der türkischen Börse mussten vor allem auch die chinesische, die brasilianische und die südkoreanische Börse Verluste hinnehmen. Hintergründe der Krise sind unter anderem ein Konflikt mit dem Nato-Partner USA sowie ein wirtschaftliches Ungleichgewicht und eine zurückhaltende Politik der Zentralbank. Das Timing der türkischen Währungskrise könnte nicht schlechter sein, denn die Märkte der Schwellenländer sind bereits durch Handelskonflikte, den erstarkten US-Dollar und steigende Zinsen in den USA gestresst. Der MSCI Emerging Markets Index hat allein im Monat August bis zu 6 Prozent verloren. Mittlerweile haben sich diese Aktien wieder leicht erholt. Seit der Eskalation der türkischen Währungskrise haben Investoren nach Angaben des Institute of International Finance (IIF) rund 1,3 Milliarden US-Dollar aus dem Schwellenland abgezogen. Die Türkei-Krise scheint demnach auch die Nervosität an den Finanzmärkten verstärkt zu haben. Auch die Rendite zehnjähriger türkischer Staatsanleihen in US-Dollar stieg erneut an und lag kurzzeitig bei über 9 Prozent.

Auch wenn die Türkei-Krise die Finanzmärkte noch einige Zeit in Atem halten dürfte, bleibt die Gefahr einer weiteren Eskalierung in den übrigen Schwellenländern beschränkt. Dazu sind die Probleme der Türkei zu länderspezifisch und die Verknüpfungen mit anderen Schwellenländern zu gering, um in diesen eine veritable Währungskrise auszulösen.

Portrait Manfred Jakob
Manfred Jakob, Senior Portfoliomanager, LLB Asset Management AG, Vaduz

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