Diversifikation – Rezept in unsicheren Zeiten

«Lege nicht alle Eier in einen Korb.» – oder warum die Strategie der Diversifikation wichtiger denn je ist.

Was genau heisst Diversifikation? Es ist nichts anderes als verschiedene Anlageklassen zu einer Portfoliostruktur zusammenzustellen, bei welcher jede Anlageklasse für sich betrachtet zunächst einmal typische Eigenschaften besitzt. Durch die richtige Kombination der jeweiligen Anlageklassen kann das Gesamtrisiko des Portfolios gesenkt werden, obwohl die zu erwartende Rendite gleichbleibt. Damit begründet der Aspekt der Diversifizierung die wichtigste Komponente zur Erreichung langfristiger finanzieller Ziele.

Das Erfolgsrezept der Vergangenheit…

Seit den 1980er- Jahren war die Diversifikation über zwei Anlageklassen hinweg der Modus Operandi in der Vermögensverwaltung. Mit dieser Kombination war es möglich, risikobereinigte Renditen, ähnlich des S&P 500 zu erreichen, bei gleichzeitig geringerer Preisschwankung (Volatilität). Warum war diese Kombination so beliebt? Der Blick auf das damalige Marktumfeld zeigt, dass die Gegebenheiten für diese Kombination äusserst opportun waren. Auf der einen Seite sanken die Renditen für US-Staatsanleihen aufgrund starker Marktinterventionen durch die US-Notenbank. Dies führte zu einer geringeren Korrelation zwischen Aktien und Anleihen. Ausserdem sanken die Realrenditen (Nominalrendite abzüglich Inflation), wodurch Aktien und Anleihen profitierten, weil dies zu niedrigeren Kapitalkosten für Unternehmen und höheren Bewertungen für Finanzanlagen führte. Zudem wurde die Zinspolitik der Notenbanken immer vorhersehbarer und sorgte vor allem für reichlich Liquidität bei gleichzeitigem Versuch, Marktschwankungen einzudämmen. Dies führte vor allem ab den 2010er Jahren zu einem monetär gestützten Aktienmarkt und einer der stärksten Bullenmärkte der Geschichte.

Klassische Portfolios in der Gegenwart

Anhaltende Inflation und wachsende Rezessionsängste haben die Märkte in diesem Jahr stark belastet. Die zuvor angeführten begünstigenden Faktoren gehören wohl allein wegen des erhöhten Inflationsniveaus der Vergangenheit an. Das Ergebnis dürfte eine höhere Korrelation von Aktien und Anleihen sein, was die Diversifizierungsvorteile einer klassischen Kombination beschränkt.

Was können wir als Anleger tun? Eine Möglichkeit wäre die Aktienquote zu erhöhen, um nivellierende Effekte zu erreichen. Eine andere Variante bestünde darin, mehr Anleihen mit schlechterer Bonität ins Portfolio aufzunehmen. Hierdurch kommen wir allerdings eher vom Regen in die Traufe, bedenkt man die damit einhergehenden Risiken. Eine andere Möglichkeit wäre das Erwägen alternativer Anlageklassen. Aber was genau ist das?

Einfach ausgedrückt, handelt es sich bei alternativen Anlageklassen um jede Anlage, die über das traditionelle Kaufen und Halten (long-only) hinausgeht. Das einfachste Beispiel alternativer Anlagen sind Energierohstoffe. Der Energierohstoffindex hat in den letzten zwei Jahren nicht nur eine erstaunliche Performance hingelegt, sondern sich gerade in diesem Jahr behauptet, während viele andere Anlageklassen negativ notieren. Etwas komplexer, aber gleichermassen interessant sind Hedge Funds. Für ihre Renditeziele verwenden sie besonders ausgefeilte Strategien und/oder investieren in Derivate (häufig Optionen und Futures). Betrachtet man den globalen Hedge Fund Index zeigt sich, dass dieser lediglich fünf Prozent gegenüber dem Weltaktienmarkt verloren hat, der auf Jahresbasis bei rund -24 Prozent liegt. So konnten Vermögensverwalter mit entsprechenden Komponenten im Portfolio, trotz der Herausforderung am Aktienmarkt, ihre Performance gegenüber den herkömmlichen Strategien vergleichsweise gut abfedern.

Was sagt uns diese Erkenntnis? Mit Sicherheit, dass wir dem Markt keineswegs hilflos ausgeliefert sind. Mit Kreativität, dem Mut neue Wege zu gehen und einem kompetenten Partner an seiner Seite, lassen sich viele Unvorhersehbarkeiten meistern.

Portrait David Schaefer
David Schaefer, Kundenberater Trustees & Lawyers, Liechtensteinische Landesbank AG