"Vergeude niemals eine Krise"

Dieses Zitat von Winston Churchill lädt zum Nachdenken ein. Eine tiefgreifende Krise wie die Coronapandemie bietet häufig die Gelegenheit, Dinge anzustossen, deren Umsetzung bis dato an unüberwindbaren Hindernissen zu scheitern schien.

Homeoffice funktioniert sehr gut und bietet viele Vorteile. Innerhalb eines Jahres wird ein Impfstoff zur Marktreife entwickelt, und die globale Energiewende scheint auf einmal möglich. Für Anleger ergeben sich daraus mannigfaltige Chancen, denn Megatrends wie etwa Digitalisierung, Robotik, erweiterte Realität, intelligente Megastädte, Gesundheitsvorsorge und Dekarbonisierung werden dadurch zusätzlich unterstützt und ihr Fortschritt beschleunigt. Insbesondere der dynamische Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft verstärkt sich rasant. Diese Investitionen verdrängen sowohl Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor als auch Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen. Der Automobilsektor ist auf einen sehr schnellen und grundlegenden Wandel eingestellt. Der Anteil von Elektrofahrzeugen am Neuwagenabsatz dürfte sich im nächsten Jahrzehnt verdoppeln.

Ein Unternehmen, das von dieser Entwicklung besonders profitieren dürfte, ist die deutsche Firma Infineon. Mit der Cypress-Übernahme wurde Infineon die Nummer eins bei Chipanwendungen für Automobile. Infineon fokussiert sich stark auf Elektroautos und autonomes Fahren (ADAS), wo jährliche Wachstumsraten zwischen 17 und 23 Prozent möglich sein sollten. Aufgrund diverser Aspekte wie Lockdowns, Erdbeben, Stürme und Fabrikbrände herrscht im Moment ein akuter Chipmangel. Zum Teil haben aber auch Firmen aus der Halbleiterbranche die Nachfrage unterschätzt und zu lange zugewartet, ihre Kapazitäten hochzufahren. Infineon hat sich dabei vorbildlich verhalten. Früh wurden die Kapazitäten wieder hochgefahren, und kürzlich wurde ein Chipwerk in Österreich eröffnet − zwei weitere sollen dieses Jahr noch folgen. Die Kennzahl, die das Verhältnis vom Auftragseingang zum Umsatz innerhalb eines definierten Zeitraums ausdrückt, ist die Book-to-bill-Ratio – sie liegt bei Infineon bei 2.5. Ein Wert von über 1 impliziert Ertragswachstum. Bei einer Normalisierung werden sich also massive Nachholeffekte einstellen. Infineon fokussiert in seiner Forschung und Entwicklung auf hochmargige Bereiche, ohne dabei die Kosteneffizienz aus den Augen zu lassen. Das Unternehmen notiert zurzeit mit einem deutlichen Abschlag zur europäischen Konkurrenz. Mit einer EBITDA-Marge von über 30 Prozent und einer Free-Cashflow-Rendite von über 4 Prozent ist das nicht gerechtfertigt.

Chart Infineon

Auch das schwedische Industrieunternehmen Atlas Copco profitiert von diesem Trend. Die Firma, die Kompressoren und Vakuumpumpen herstellt, sagte kürzlich, dass das starke Auftragswachstum vor allem auf die höhere Nachfrage nach ihren Vakuumgeräten aus der Halbleiterindustrie zurückzuführen sei. Auch hier bleibt die Profitabilität überdurchschnittlich, und das Unternehmen erwirtschaftet eine Free-Cashflow-Rendite von knapp 5 Prozent. Megatrends sind wie Lawinen in Zeitlupe. Sie entwickeln sich zwar langsam, dafür aber enorm mächtig. Megatrends müssen sich in die Börsenwelt übersetzen lassen, und nicht mit jedem Trend verdient man Geld – mit Infineon und Atlas Copco jedoch sehr wohl. Bei Fragen stehen die LLB-Anlageexperten gern zur Verfügung.

Portrait Christoph Hilfiker
Christoph Hilfiker, Fondsmanager LLB Aktien Europa ESG (EUR), LLB Asset Management AG, Vaduz.

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